Kläuse in Klausur.
Dass Nomen doch oft Omen ist, weiß man nicht erst seit RTLII-Doku-Soaps. Dort, wo sich Kevin und Mandy „Gute Nacht“ sagen, ist es meist stark unordentlich bis vollkommen verdreckt, irgendeiner ist immer arbeitslos, Tochter Chantal häufig übergewichtig, mit sechzehn rauchende Mutter dreier blasser Kinder oder verliebt in Justin, selbst drogenabhängig seit er vor drei Jahren in der sechsten Klasse zum zweiten Mal sitzengeblieben ist.
Das Phänomen der anglophilen Namensgebung ist keine neuartige Erscheinung und schon überhaupt keine Seltenheit mehr. Dass Eltern ihre unschuldigen Neugeborenen damit von vornherein schnell mit einer – in Ausnahmefällen möglicherweise auch ungerechtfertigten – Beschränktheit brandmarken, scheint sie nicht zu stören. Genies heißen nicht Mandy. Und Kevin auch nicht.
Genies heißen aber auch nicht Klaus. Auch dann nicht, wenn sie sich durch hysterische Fernsehauftritte (siehe Kinski), schlagereske Mauerfalllieder (siehe Meine) oder durch pseudophilosophische Aphorismen (siehe Klage) selbst dazu stilisieren wollen. Die Erfahrung zeigt: Kläuse lieber wegsperren.
Dass Klaus Klage, seines Zeichens alliterationsbehafteter Abreißkalenderverleger, skrupelloser Verteiler gassenhauerähnlicher Volksweisheiten und Vater des Phrasenkassenfüllers „Ein Lächeln bleibt selten allein“, nichts kann, durfte sich heute wieder bewahrheiten:
Während eines Gangs durch die bedeckten Straßen der Stadt, trifft meine Kollegin S. auf diverse, ihr entgegen kommende, zum Teil gräuliche und gestresste, zum Teil abwesende und angestrengte Gesichter. Um den Bebürdeten wenigstens mental etwas Last von den Schultern zu nehmen, lächelt sie einige von ihnen an. Wenige lächeln zurück, die meisten übersehen ihre Geste geflisstenlich. Nur eine bleibt sogar stehen. Und meint: „Schauen Sie mich nicht so an. Mit Huren will ich nichts zu tun haben.“ "Sicher, Sie haben bestimmt schon schlechte Erfahrungen gemacht. Aber keine Angst! Ich habe nicht vor, in Ihrem Revier zu wildern, gnädige Frau", entgegnet meine Kollegin nicht. Die Verblüffung macht sie schweigen. Als die Worte wieder rollen würden, ist die Alte um’s Eck.
Und auch Klaus Klage lässt sich nicht blicken. Er weiß schon, wieso.
szenenapplaus am 19. Juli 11
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