Sag bescheid, wenn du mich liebst.
Setz dich. Erzähle. Erzähle mir von dir.
Kannst du dich wirklich noch an deinen vierten Geburtstag erinnern? Wie du mit blauen Latzhosen vor deiner bekerzten Sahnetorte saßt, dein dünnes Ärmchen nach einem Gummibärchen fischend, ein breites Grinsen im Gesicht und dem Gefühl im winzigen Bauch, dass dir das Leben noch ganz oft Sahnetorten mit Gummibärchen kredenzen wird. Deine Großmutter, die dir dabei von hinten rechts ins Ohrläppchen kneift, weil sie ihrer Zuneigung immer durch Beißen oder Kneifen Ausdruck verlieh.
Setz dich. Erzähle mehr davon.
Oder geht das nicht, weil deine Erinnerung nur diesen Ausschnitt zu bieten hat. Weil die Vergangenheit zerschlissen ist. Weil du dich in Wirklichkeit an gar nichts erinnerst. Weil du lediglich das Motiv eines kleinen Fotos in einem rot-blau karierten Album wiedergibst. Weil es ein Erinnerungsschnappschuss ist und keine Sequenz.
Ein Einsekünder. Wenn überhaupt.
Weil es zu kurz ist. So wie immer alles zu kurz ist. Egal ob im Sein oder im Früher oder im Werden.
Setz dich. Erzähle vom Sein.
Du kannst nur vom Ich-Sein erzählen, meinst du. Weil du kein Dein-Sein kennst. Und ob du das Ich-Sein kennst, weißt du auch nicht so genau. Und ob es ein Dein-Sein überhaupt gibt.
Oder doch nur ein Alleinsein und vielleicht irgendwann ein Alleinsein zu zweit.
szenenapplaus am 15. Januar 12
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